Für den Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München wurden zunächst 600 Millionen Euro veranschlagt, vier Jahre später wird mit mehr als sieben Milliarden kalkuliert. Ein Projektstopp: kaum denkbar, vor allem aus politischen Gründen.
– diese Infrastrukturgroßprojekte sind zeitlich und finanziell aus dem Ruder gelaufen. Dennoch wollen die Verantwortlichen jeweils an den Vorhaben festhalten. Warum eigentlich?
Politikprofessorin Jasmin Riedl von der Universität der Bundeswehr in München sieht dafür zwei Gründe: die "Pfadabhängigkeit" und den Wählerzuspruch.Zur Erinnerung: Als die Entscheidung für die zweite Stammstrecke in München fiel, wurde von Kosten in Höhe von rund 600 Millionen Euro ausgegangen. Nun, vier Jahre später,– und der Bau soll erst knapp neun Jahre später fertig werden, als ursprünglich vorgesehen.
Dennoch wollen Staatsregierung und Bahn an dem Projekt festhalten. Laut Riedl tun sich Politiker schwer damit, einen einmal eingeschlagenen Pfad, wieder zu verlassen. Besonders dann, wenn die Entscheidung schwer zu erreichen war und dann auch noch teuer ist.So sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am 20. Juli in der BR-Sendung "jetzt red i": "Wir brauchen diese zweite Stammstrecke.
Laut Politikwissenschaftlerin Jasmin Riedl sind solche Vorhaben dann ein Kennzeichen, ein symbolischer Nachweis von Handlungsfähigkeit und Machertum für das politische Personal. Und das in erster Linie für die Regierenden, sagt Jasmin Riedl: "Weil wir im Grunde beobachten, dass Politiker und Politikerinnen immer stärker wählerorientiert sind. Also aus diesem Grund sind solche symbolischen Projekte auch enorm schwierig wieder einzukassieren.