Missbrauch im Erzbistum München: Ein Opfer geht nicht nur gegen den mutmaßlichen Täter vor. Auch der damalige Kardinal Ratzinger und spätere Papst Benedikt soll sich vor Gericht verantworten.
Ein Missbrauchsopfer eines katholischen Priesters hat Klage gegen den mutmaßlichen Täter, aber auch gegen den emeritierten Papst Benedikt eingereicht. Die Klage richtet sich nach Berichten des Bayerischen Rundfunks, des Recherchezentrums Correctiv und derauch gegen das Erzbistum München und Freising und den ehemaligen Erzbischof, Kardinal Friedrich Wetter. Das Landgericht Traunstein bestätigte den Eingang einer Klageschrift, nannte dazu aber keine Namen oder Details.
Kläger ist den Medienberichten zufolge ein heute 38-jähriger Mann aus Bayern, der als Kind von dem Priester sexuell missbraucht worden sei. Mit Blick auf Joseph Ratzinger, den späteren Papst Benedikt, heißt es demnach in der Klageschrift, dieser habe als Kardinal"Kenntnis von allen Umständen" gehabt und habe es"zumindest billigend in Kauf genommen, dass dieser Priester ein Wiederholungstäter ist".
Der Pfarrer soll in den 1990er-Jahren in der Erzdiözese München mehrere Kinder und Jugendliche missbraucht haben. Die Kirchenleitung rund um den damaligen Erzbischof Ratzinger hatte den pädophilen Priester 1980 im Erzbistum aufgenommen und dessen Umgang mit Jugendlichen nicht unterbunden - obwohl dieser zuvor bereits in Essen durch mehrere sexuelle Übergriffe aufgefallen war.
Der Rechtsanwalt des Opfers, der Berliner Strafverteidiger Andreas Schulz, wende einen juristischen Kniff an, da die Taten strafrechtlich weitgehend verjährt seien, heißt es in den Medienberichten. Demnach hat er eine sogenannte Feststellungsklage eingereicht, mit der zwar keine strafrechtliche Verfolgung, möglicherweise aber eine Feststellung der Schuld der Kirche erreicht werden könne.
Ein vom Erzbistum in Auftrag gegebenes Gutachten einer Anwaltskanzlei war zu dem Ergebnis gekommen, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt wurden. Auch dem emeritierten Papst Benedikt wird darin Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen. Benedikt verfasste am Ende einen Brief, in dem er die Opfer um Entschuldigung bat. Konkrete Vertuschungsvorwürfe gegen sich wies er aber entschieden zurück.
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