Die zwei Wahlsiege der Christdemokrat:innen sind Momentaufnahmen. Der Partei steht ein schmerzhafter Erneuerungsprozess bevor.
Der verbreiteste Gesichtsausdruck unter Christdemokrat:innen war in dieser Woche das Grinsen. Bei NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, gewöhnlich eher steif und mit sparsamer Mimik unterwegs, war es besonders auffällig. Aber egal auf wen man traf – Parteichef, Fraktionsgeschäftsführer oder einfache Abgeordnete – überall waren die Mundwinkel oben.
Der Krieg in der Ukraine spielt, auch wenn es zynisch klingt, der CDU in die Hände. Die alten Themen der Union – Bundeswehr und Sicherheit, Westbindung und Nato – haben Hochkonjunktur und erfreuen sich breiter Zustimmung. Auch die schlechte Performance des Bundeskanzlers und seiner Verteidigungsministerin zahlen bei der CDU ein.
Die Siege in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen sind nicht mehr als eine Momentaufnahme. Der CDU steht weiter ein schmerzhafter Prozess bevor, inhaltlich wie strukturell. Sie muss die Fehler der Vergangenheit aufarbeiten, etwa in der Russland- und Energiepolitik. Allein damit, mit dem Finger auf die SPD zu zeigen, wird sie nicht durchkommen. Sie muss ihre Kompetenz in Zukunftsfragen verbreitern – Klima, Digitalisierung, Sozialpolitik – und diese auch auf die Straße bringen.