Einen einigermaßen sauberen Rücktritt ist in der Konservativen Partei selten. Nicht nur Theresa May musste sich einem Misstrauensvotum stellen. Auch John Major und Margaret Thatcher wurden auf diese Art parteiintern herausgefordert.
Man tritt Theresa May sicher nicht zu nahe, wenn man sich vorstellt, dass sie am Montagmorgen wohl ein wenig Schadenfreude verspürt hat. Die Nachricht, dass sich ihr Nachfolger als Premier und Tory-Chef einem parteiinternen Misstrauensvotum stellen muss, dürfte sie mit einer gewissen Genugtuung aufgenommen haben.
Über die Beziehung zwischen May und Johnson ließe sich mit ziemlicher Sicherheit ein Bestseller schreiben, die gegenseitige Abneigung ist in unzähligen Parlamentsdebatten bestens dokumentiert. An diesem Montag war es allerdings vor allem eine Parallele zwischen den beiden, die in Westminster rauf und runter diskutiert wurde: Wie Johnson musste sich auch einst May einem Misstrauensvotum der eigenen Partei stellen.
Die Frage ist also, ergeht es Johnson nun ähnlich? Auch wenn die beiden ganz unterschiedliche Charaktere sind, haben sie doch eines gemeinsam: Wie May im Herbst 2018 sah auch Johnson im Frühjahr 2022 in den Stunden vor dem Votum nicht ein, warum er sein Amt überhaupt aufgeben sollte. Zur Erinnerung: Noch am Tag des Misstrauensvotum im Dezember 2018 stellte sich May demonstrativ gelassen neben den Weihnachtsbaum vor 10 Downing Street und sagte in die Kameras, sie wolle im Amt bleiben, im Übrigen sei ihr Brexit-Deal gut und die Tories seien gut für das Land. Damals revoltierten die Brexiteers gegen den sogenannten Backstop, also jene Lösung, die May mit der EU in Sachen Nordirland verhandelt hatte, aber einfach nicht durch das Unterhaus brachte.
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