In einer Doku wird der Medienanwalt Christian Schertz porträtiert. Sie zeigt, warum man zwischen Moral und Recht trennen muss.
Gerald Matzka/dpavertreten, als er eine Staatskrise auslöste, nachdem er ein Schmähgedicht auf Kosten des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan vorgetragen hatte. Schertz hat Missbrauchsopfer vertreten, die gegen Übergriffe des Regisseurs Dieter Wedel vorgegangen sind. Außerdem kämpft Schertz für Prominente wie Günther Jauch und geht mit aller Kraft vor, wenn die Presse ihre Privatsphäre verletzt.
In den vergangenen Jahren ist der Promi-Anwalt Schertz selbst schon zu einer Art Celebrity geworden. Nun hat die ARD die Dokumentation „herausgebracht, die den beruflichen Ehrgeiz von Schertz und seine innersten Überzeugungen an die Oberfläche holt. Das Thema ist gut gewählt. Denn wer sich schon einmal mit Christian Schertz unterhalten hat, der weiß, dass es kaum einen interessanteren Gesprächspartner in der Medienwelt gibt.
Durch die vielen juristischen Prozesse, die Schertz geführt hat, durch die vielen menschlichen Begegnungen in Ausnahmesituationen weiß er wie kein Zweiter, was die Medienwelt im Innersten zusammenhält. Schertz hat Kenntnisse über Dinge, für die die Klatschpresse Millionen zahlen würde.Der Zeitpunkt der Ausstrahlung der Doku von Nora Binder wirkt ebenso passend.
Die Presse fungiert also in vielen Fällen als Waffe, um Anklagen, die vor der Justiz keinen Bestand haben, im presseöffentlichen Bereich wie im Faustrecht zu vollstrecken. Nicht selten sind Berichte über sexuelle Gewalt als Strafe von Opfern an Tätern zu verstehen, da es im juristischen Raum oft keine Möglichkeit gibt, Gerechtigkeit zu finden.
Die Doku zeigt dieses Dilemma auf, ohne zu urteilen. Das ist die Stärke des Films. Es kommen Journalisten wie Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo zu Wort, die das Talent von Christian Schertz preisen, ohne die Fallstricke des Medienrechts zu verschweigen. Auch der Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre spricht in die Kamera. Er ist nicht nur der Klient von Christian Schertz, sondern auch ein Freund.
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