100 Jahre Marsch auf Rom: Auch ein Jahrhundert nach der Machtergreifung durch Mussolini fehlt in Italien ein gemeinsames Bewusstsein für die faschistische Vergangenheit, berichtet OliverMeiler aktuell aus Rom.
Historische Analogien sind oft verwegen oder sogar offen falsch - zumal dann, wenn die Momente, die da nebeneinandergestellt werden, genau ein Jahrhundert auseinanderliegen. In Italien ist die Versuchung zur Analogie dennoch gerade ziemlich groß.
Vor 100 Jahren, am 28. Oktober 1922, marschierten einige Tausend Faschisten in schwarzen Hemden nach Rom, um die Stadt zu besetzen. Es war ein Coup, zu dem es nicht viel brauchte, denn jeder Widerstand fehlte.reiste im Zug aus Mailand an, ließ sich mit den Marschierenden ablichten, die Hände in die Hüften gestemmt, die typische Pose des Duce. Am Tag darauf erhielt er vom König den Auftrag, eine Regierung zu bilden.
Fast auf den Tag genau hundert Jahre nach der"Geburt der Diktatur", wie zumindest die antifaschistischen Italiener den 28. Oktober 1922 nennen, haben die Postfaschisten in Rom die Macht übernommen. Die Fratelli d'Italia sind so etwas wie die weit entfernten Nachlassverwalter des Faschismus, und ihre Chefinist jetzt Ministerpräsidentin.
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