„Ein Mann kennt keinen Schmerz“, heißt es im Volksmund. Aber ist das Geschlecht wirklich aussschlaggend für das Schmerzempfinden? Die Wissenschaft hat eine klare Antwort.
Mal sind es die Fingergelenke, mal die Knie, mal „einfach immer der ganze Rücken“ – rund zwölf Millionen Menschen in Deutschland sind laut der Deutschen Schmerzgesellschaft von langanhaltenden, chronischen Schmerzen betroffen. Darunter sind deutlich mehr Frauen als Männer. Sie haben öfter Migräne oder das Fibromyalgiesyndrom, bei dem die Schmerzen meist an Gelenken, Wirbelsäule und Muskeln auftreten.
Auch bei chronischen Nervenschmerzen ist die Zahl der Patientinnen höher als die der Patienten. Wissenschaftler haben in experimentellen Untersuchungen festgestellt, dass Frauen schmerzempfindlicher sind als Männer: Sie schätzen bei einem Hitze- oder Druckreiz die Schmerzintensität höher ein als Männer und halten den Schmerz weniger lang aus.Aktuelle Nachrichten, Hintergründe und Analysen direkt auf Ihr Smartphone. Dazu die digitale Zeitung.
Zudem liegt ihre Schmerzschwelle niedriger, das heißt, sie empfinden einen Reiz vergleichsweise früher als schmerzhaft. Das alles deutet darauf hin, dass die Nervenfasern, die einen Schmerzreiz aufnehmen und ans Rückenmark weiterleiten, bei Frauen sensibler reagieren. Es ist also wirklich was dran am Sprichwort vom echten Mann, der – fast – keinen Schmerz kennt. Woran das liegt, ist bislang allerdings nur ansatzweise bekannt. „Eine wichtige Erklärung scheint zumindest anteilig in genetischen Unterschieden zu liegen“, sagt Kristin Kieselbach, Ärztliche Leiterin am Interdisziplinären Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Freiburg.
Auch auffällig: Im Laufe des Lebens verändert sich das Schmerzempfinden von der Pubertät bis zur Menopause. So sind Frauen während einer Schwangerschaft plötzlich unempfindlicher gegenüber Schmerzreizen.Wird in dieser besonderen Situation also eine Art Schalter umgelegt, der den zwar vorhandenen, aber sonst schlummernden Schmerzschutz aktiviert? Die hormonellen Einflüsse auf das Schmerzempfinden werden bereits seit vielen Jahren untersucht.
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